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Nachhaltigkeit nach ESG-Standard

ESG = Environment, Social und Governance

Die drei Buchstaben ESG stehen für die drei Bereiche Environment, Social und Governance – das heißt Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Die Vereinten Nationen haben den ESG-Standard 2004 gemeinsam mit der zur Weltbank-Gruppe gehörenden International Finance Corporation entwickelt. Beweggrund war, nachhaltige Ziele in die Kapitalmärkte zu integrieren, da sich die definierten drei ESG-Handlungsbereiche und langfristige Investitionen gegenseitig beeinflussen.

Und wie bei allem besteht ein Unterschied zwischen Theorie und Praxis: Der französische Filmemacher Luc Besson soll gesagt haben, dass es sehr viel einfacher sei zu schreiben, dass 5000 Reiter den Berg hinuntergaloppieren als eine Filmszene zu drehen, in der 5000 Reiter den Berg hinuntergaloppieren. Auch als Unternehmen ist es sehr viel einfacher, sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen zu schreiben als nachhaltig zu wirtschaften. Ein häufiger Mangel, den unsere Experten beim Verifizieren feststellen, ist etwas, das Unternehmen eigentlich gut können: die Zielsetzung. 

Drei Fragen

Eine nicht klar formulierte Zielsetzung ist eines der häufigsten Probleme in einem Nachhaltigkeitsbericht. Viele Organisationen schreiben, dass sie bis 2030 klimaneutral produzieren wollen, aber sie beschreiben nicht, wo sie derzeit stehen und wie sie an dieses Ziel kommen wollen. Und auch nicht, wo sie in der Vergangenheit standen. Einen nachhaltigen Weg zu beschreiten, bedeutet bei jeder Methode, nicht nur bei ESG, sich drei zentrale Fragen zu stellen:

ESG fordert nicht nur diese drei Fragen, sondern bietet einen Schlüsselfaktor. Dieser hat mit Frage Nummer 1 – Wo wollen wir hin? – zu tun: Mit Hilfe von ESG können Unternehmen mögliche Zukunftsszenarien entwerfen und zwar anhand der Wesentlichkeitsanalyse.

Wesentlich = relevant

Mit der Wesentlichkeitsanalyse ermitteln Betriebe ihre individuell relevanten Nachhaltigkeitsthemen und priorisieren sie in einer Matrix. Dafür müssen sie zunächst definieren, welche Aktivitäten in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung im jeweiligen Betrieb bestehen. Dann gilt es, die Auswirkungen jeder (ja, jeder!) ESG-Aktivität festzustellen. Anschließend müssen Unternehmen ihre Stakeholder befragen, was sie erwarten? 

 

Jedes Unternehmen hat durchschnittlich sechs bis zwölf Stakeholder: Lieferanten, Mitarbeiter, Kunden, Gesetzgeber etc. Die Wesentlichkeitsmatrix erfasst und priorisiert deren Erwartungen an die jeweilige Organisation. Wenn z.B. das Thema „Innovation“ bei den Stakeholdern drängend ist, sollte es in der Wesentlichkeitsmatrix ganz oben auftauchen.

Zielen, nicht träumen

Das Unternehmen muss nun „Innovation“ näher beleuchten: Was beeinflusst ihr Innovationsmanagement – sowohl von außen, z.B. durch Gesetze oder Marktbedürfnisse, als auch von innen, z.B. durch die interne Struktur? Wie viel innovativer wollen sie 2030 sein? Was wollen sie tun, um innovativer zu werden? Wie ist der gegenwärtige Stand? Wie war der Stand vor drei Jahren? 

 

Wenn sie beispielsweise sagen, dass sie sich das Ziel stecken, bis 2030 30 % mehr Patente anzumelden, dann ist jetzt ein Schritt von entscheidender Wichtigkeit: Zwischenziele zu definieren!

Was tun sie kurzfristig, mittelfristig und langfristig dafür, um 2030 ihr Ziel zu erreichen? Eine Möglichkeit wäre z.B. zu sagen, im Jahr 2025 wollen wir 15 % mehr Patente haben. Denn: 

 

Häufig beschreiben Unternehmen Träume, keine Ziele. Sie wollen X, das ist ambitioniert, aber aus der Luft gegriffen. Es muss erreichbar sein. Es muss beweisbar sein. Es muss vergleichbar sein.

Erreichbar, beweisbar, vergleichbar

Für alle drei ESG-Bereiche – Umwelt, Gesellschaft, Unternehmensführung – liegen durch die Wesentlichkeitsanalyse Daten in den Firmen vor. Damit ihre Daten vergleichbar sind, braucht es eine einheitliche Berichtsperiode. Meistens entspricht sie dem Geschäftsjahr; bei ESG wählen Unternehmen häufig Juli bis Juli, weil es dauert, bis die Daten erfasst sind. 

 

Jeder Betrieb ist anders und hat andere Themen. In der Automobilindustrie existieren andere Schwerpunkte als in der Chemiebranche oder im Dienstleistungssektor. Allen gemeinsam ist jedoch:

Verbessern

Wenn sie ihre Daten vergleichen können, dann sind sie in der Lage, sie (und sich) zu verbessern. Denn Verbesserung findet nicht beim Mitbewerber statt, sondern bei sich selbst. Und je mehr sie sich verbessern, desto nachhaltiger und desto zukunftsfähiger sind sie. ESG ist die angemessenste Methode dazu.